Di25.Feb

Jakob Webhofer vlg. Marer (96), Strassen, † 8. Feber 2020

„Üb‘ immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab und weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab!“ Dieser Beginn eines Gedichtes von Ludwig Hölty passt so richtig zum Leben von Jakob Webhofer, vlg. Marer Jâggl.

 

Zwölf Geschwister
Als achtes von dreizehn Kindern seiner Eltern Franz Webhofer und Anna geb. Stocker erblickte Jakob 1923 das Licht der Welt; ein älterer Bruder starb 1919 knapp vier Jahre alt. Schon in der Volksschule lernte er mit Interesse und half hernach auf dem großen heimatlichen Bauernhof zu Marer im Ortsteil Bichl bei allen Arbeiten. Mit 19 Jahren musste er 1942 einrücken und kam an die südliche Russlandfront, wo er verwundet wurde. Später geriet er bei den Kämpfen in Frankreich in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Sept. 1945 heimkehrte.

Verzicht auf Hofübernahme
In den Nachkriegsjahren war viel Aufbauarbeit notwendig, dabei half er in der Gemeinde, in der Pfarre und in den Vereinen mit. Zwischendurch absolvierte er die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Lienz. Da er sich im Krieg ein Magenleiden zugezogen hatte, übernahm er als Ältester den väterlichen Hof nicht, sondern überließ ihn seinem jüngeren Bruder Franz, der Jakob als landwirtschaftlichen Arbeiter anstellte. Somit lebte er sein ganzes Leben lang am Heimathof und arbeitete fleißig und gewissenhaft im Stall, Feld und Wald, bis zu seinem 95. Lebensjahr. Wie selbstverständlich waren er und auch seine Schwester Menl in der Familie seines Bruders integriert.

Öffentliche Aufgaben
Seine vielen Talente setzte Jakob Webhofer auch in der Gemeinde ein. Bei der Fraktion Bichl war er lange Schriftführer und Kassier und somit für die ordentliche Abwicklung mehrerer Wegprojekte, der Bichler Wasserleitung und des Kanalbaus zuständig. Ebenso bewährte er sich als Funktionär der Jungbauernschaft und des Ortsbauernrates. Ab 1949 wirkte er 22 Jahre als Gemeinderat, davon zwei Perioden als Gemeindevorstand und 1959-1962 als Vizebürgermeister. Von 1951 bis zur Fusion mit der Raiffeisenbank Sillian, also 21 Jahre, war er Vorstandsmitglied der Raiffeisenkasse Strassen. Jahrzehntelang stellte er seine Fähigkeiten dem Kirchenchor (Tenor), der Freiwilligen Feuerwehr und dem Pfarrgemeinderat zur Verfügung. Wegen dieses wertvollen Einsatzes wurde er 1985 mit dem Ehrenring der Gemeinde Strassen ausgezeichnet.

Lebensprinzipien
Die arbeitsfreie Zeit, meist am Wochenende, nützte Jakob vor allem zum Lesen, seiner großen Leidenschaft. Der Osttiroler Bote, die Bauernzeitung, der Tiroler Sonntag, landwirtschaftliche Fachzeitungen und Missionszeitschriften zählten zu seiner Pflichtlektüre, weshalb er gut informiert war und bei aktuellen Themen auch mitreden konnte. Schöne Momente in seinem Leben, wie ein gutes Essen, einen herrlichen Tag auf der Alm, den Besuch einer Pferdeausstellung, konnte er richtig genießen. Die größte Investition in seinem Leben war der Kauf eines Mopeds. Sein Motto war, maßvoll zu leben und alle Aufgaben, ob groß oder klein, ordentlich zu erledigen. Er war ein zufriedener und bescheidener Mensch, dem Tradition und Glaube als unverzichtbare Lebensstützen galten.

Verabschiedung
In den beiden letzten Lebensjahren verschlechterte sich altersbedingt der Gesundheitszustand von Jakob zusehends, sodass er einige Monate auf Pflege angewiesen war. Durch Hilfe des Sozialsprengels konnte er aber zuhause in der Stube betreut werden, wo er auch für immer seine Augen schloss und aufgebahrt wurde. Den Begräbnisgottesdienst, mitgestaltet von Kirchenchor und Volk, zelebrierten Pfarrer Mag. Hansjörg Sailer, der den gelebten Glauben von Jakob hervorhob, und Pfarrer in R. Josef Wieser. Vize-Bgm. Ing. Karl Mair würdigte namens der Gemeinde sein vielseitiges öffentliches Tun. Auf dem Friedhof neigten sich beim Lied vom guten Kameraden, intoniert von der Bläsergruppe, die Fahne der zahlreich vertretenen Feuerwehr und der Schützenabordnung zum Abschiedsgruß ins offene Grab. Jakob möge ausruhn von seinem arbeitsreichen Leben und bei Gott geborgen sein! KS

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