Mi25.Mai

Eine Hälfte Weltkriegsgeschichte WW2

Immer wieder tauchen aus dem Verborgenen interessante Relikte aus dem 2. Weltkrieg auf.

So schlummerte und rostete ein mannshohes Blechteil des Längeren in einem verfallenden Mühlenfundament in Hintenburg - Strassen vor sich hin, ohne dass  diesem Blech noch eine spezielle Funktion zugeordnet werden konnte.
Hans Bergmann war das geheimnisvolle Blechgehäuse schon früher aufgefallen und er entschloss sich, dieses Stück erst einmal sicherzustellen, bis sich dazu später vielleicht eine Antwort finden würde.

Hans hatte schon damals kurz nach 2000 als interessierter Zuhörer in Abfaltersbach die einstige Diskussion um die Absturzgeschichte des amerikanischen Mustang – Tieffliegers vom 5. April 1945 mitverfolgt und stellte nun den Blechteil dem damaligen  Diskussionsleiter Roland Domanig aus Lienz, vor.


Ein „Größenvergleich“


Abwurftank
Klarer Fall, der Blechteil ist eine Hälfte eines Abwurftanks eines amerikanischen Tief- und Begleitfliegers. Die untere Hälfte fehlt. Obwohl interessanterweise die massive Aufhängevorrichtung unter dem Flugzeugflügel abmontiert worden war und nur mehr  Löcher klaffen, konnte der halbe Flugzeugtank vorerst einem einmotorigen USAAF Thunderbolt Flieger zugeordnet werden.

Die Thunderbolts und Mustangs waren Begleitschutzflieger für die großen Bulks aus B-24 und B-17 Bombern, die aus Italien  kamen und gegen Deutschland flogen. Nach Verbrauch des außen im Extratank vorhandenen Treibstoffs wurde er abgeworfen. Oder auch im Falle eines direkten Angriffs auf einen amerik. Kleinflieger durch deutsche Me-109 bzw. FW 190 konnte der Pilot  den Außentank zur besseren eigenen Flug-Beweglichkeit ausklinken. Tatsächlich sind über den Alpen viele solcher Tanks abgeworfen worden und sind bis heute meist nur mehr als Tankwracks zu finden oder als exotische Kriegsrelikte irgendwo  aufbewahrt.

Sillian: Auch auf dem Heimatsteig zum Helm wurde einmal ein solcher Rosttank geborgen.
St. Jakob i. D.: Vergeblich suchte man für das dortige Geschichtsmuseum jenen Abwurftank, von dem alle im Tal wussten. Nur war dieser Tank kurz vor einer passenden Ausstellung im Museum beim Sperrmüll entsorgt worden.
In Hart im Zillertal ruht ein solches, komplettes Erinnerungsstück unter einem Felsvorsprung und konnte noch keiner angemessenen Funktion gerecht werden.

Sicher gibt es noch viele solcher Tankrelikte, wahrscheinlich auch bei uns in Osttirol bzw. es werden sich manche noch daran erinnern können.

Nach-Verwendung.:
Die Bevölkerung hat sich dieser abgeworfenen Tanks während des Krieges und auch noch später schnell bemächtigt, waren doch alle Rohstoffe knapp und der Sinn für eine Weiterverwendung dieses Blechtanks geschärft.
Nur ein paar Verwendungsrichtungen seien hier erwähnt:
Schiffchenbau, Kleinautobau, Duschtank, Wassertank, Hilfsmittel zum Heuziehen in Tirol, ganz Findige haben auch einen Bob daraus gemacht - und Franz Trojer aus Strassen (verst. 2011) wusste, dass man aus dem Restbenzin eines Abwurftanks im  Pustertal die Wattefeuerzeuge der Bauern aufgefüllt hat.
Wer sich den Unterteil des Tanks von Herrn Bergmann einst u. wofür zunutze gemacht hat und wo der Tank nach dem Abwurf einst gefunden wurde, ist dzt. nicht bekannt. Informationen nimmt Hans Bergmann gerne entgegen.


Später wurden Abwurftanks aus verstärktem Papier eingesetzt, welches natürlich nicht so dauerhaft war.
Auch andere Kriegsrelikte tauchen immer wieder auf oder sind irgendwo in einer Kammer untergekommen, wobei die heutige Generation oft nicht mehr weiß, woher das Zeug stammt bzw. wofür es verwendet wurde.


Bericht u. Bilder: Roland Domanig Lienz

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