Di29.Jul

Tolder Mutter - Nachruf

Lebensbilder der Tolder Mutter

In einem langen Begräbniszug wird Anna Schett, vlg. Tolder Mutter in Heising, nach der Einsegnung durch Pfarrer Stefan Bodner, ihrem ehemaligen Nachbarn, von ihrem Heimathaus zur letzten Ruhe auf dem Friedhof begleitet. Dabei wird der Rosenkranz gebetet und fast unwillkürlich treten manchem Teilnehmer Bilder vom Leben der Tolder Mutter ins Gedächtnis.

Da taucht das kleine Mädchen Anna in der Erinnerung auf, wie es 1923 als drittes der vier Kinder von Katharina und Josef Walder zu Tädler in Sillianberg geboren wird und schon zur Volksschulzeit die mühevolle Arbeit auf dem Bergbauernhof kennen lernt. Als ihre beiden Brüder in den 2. Weltkrieg einrücken müssen, ist sie die beste Kraft auf dem Hof, die ihren Vater überall tatkräftig unterstützt. Durch Maurerarbeiten auf dem Tädler Hof lernt Anna, inzwischen zur jungen Frau herangewachsen, Franz Schett aus Strassen kennen.

Ein weiteres Bild rückt ins Gedächtnis - das der Mutter. 1954 heiratet Anna ihren Franz und zieht von Sillianberg auf den Tolder Hof in Heising. Sie wird Mutter von acht Kindern, die sie gemeinsam mit ihrem Mann zu arbeitsamen und rechtschaffenen Menschen erzieht. Die Familie ist ihr ein Herzensanliegen, und sie investiert darin viel Kraft und Liebe. Im Laufe der Jahre gründet der Großteil der Kinder eigene Familien, sodass 19 Enkelkinder und sogar zwei Urenkel das Leben der Großmutter bereichern. Die sonntäglichen Besuche, bei denen sie sich im Kreise der Verwandten und Bekannten besonders wohl fühlt, zeigen, wie gern man die Tolder Mutter hat. Mit Trauer erfüllt sie der Tod ihres Mannes 2005 und ein Jahr darauf der Heimgang ihrer Schwägerin Moidl.

Lebendig bleibt Anna auch als unermüdliche Arbeiterin. Da ihr Mann viel auswärts beschäftigt ist, muss sie die Arbeit im Haus und auf den Feldern gemeinsam mit ihrer Schwägerin bewältigen, später auch von den Kindern unterstützt. Zur damaligen Zeit ist es ungewöhnlich, dass eine Frau den Traktor lenkt, aber der Mutter ist keine Arbeit zu gefährlich, zu anstrengend oder zu minder, zum Wohl ihrer Familie und des Hauswesens. Dennoch nimmt sie sich Zeit für ein Hobby, das Lesen, und hilft gerne den Kindern und Enkeln bei den Schulaufgaben. Umso schwerer fällt es ihr, die Arbeit loszulassen, als im Alter durch Erkrankungen von Lunge und Herz ihre Kräfte rapide nachlassen.

Tief verankert ist all ihr Sein und Tun in der Beziehung zum Herrgott. Der tägliche Rosenkranz mit dem Stallsegen-Gebet ist ihr ein besonderes Anliegen. Die Altersgebrechen nimmt sie im Vertrauen auf Gott geduldig an, und der Besuch mit Kommunionspendung durch Pfarrer Hansjörg Sailer geben ihr immer wieder neue Kraft. An ihrem 90. Geburtstag im vergangenen September kann sie noch einmal in der Heisinger Kapelle zur Schmerzensmutter die hl. Messe, gestaltet vom Männerchor, mitfeiern. Nach einem Schlaganfall Mitte Juli und liebevoller Pflege zu Hause darf sie, gestärkt mit der Krankensalbung, im Kreise ihrer Lieben am 29. Juli zu Gott heimgehen.

Der Leichenzug ist bei der St. Jakobskirche angelangt, wo Aushilfspriester Robert Shako aus Afrika mit Pfarrer Bodner das Requiem zelebriert. Angehörige und Verwandte, besonders die "Gaboler-Sänger" aus Arnbach, bringen sich lebendig in die Gestaltung ein. Der jüngste Sohn Josef würdigt seine Mutter in einem ausführlichen Lebenslauf. Auf dem Friedhof wird die Verstorbene mit den Segensgebeten des Priesters und den Bläserweisen der geweihten Erde übergeben.

Nach einem langen Leben ist die Tolder Mutter den Weg aller Sterblichen gegangen, aber sie lebt weiter in den Herzen vieler, denen sie durch ihr vorbildliches Leben viel Wertvolles geschenkt hat. KS

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