Mo05.Dez

Dorf-Ältester im 100. Lebensjahr verstorben

Anton Schett * 08.06.1917 † 03.12.2016 Anton Schett * 08.06.1917 † 03.12.2016

Nur wenigen Menschen ist ein so langes Leben bei guter Gesundheit beschieden, und wenige haben so vieles erlebt und blickten stets hoffnungsvoll in die Zukunft.

Am Nikolaustag bewegte sich ein langer Begräbniszug vom Schupfer Haus in der Fraktion Hof durch das Dorfzentrum zur St. Jakobskirche. Im feierlichen Trauergeleit sah man Familie und Verwandte, die Dorfvereine mit Schützen, Feuerwehr und Musikkapelle sowie viele Dorfbewohner und Leute von auswärts, die dem Schupfer Tate Anton Schett die letzte Ehre erwiesen. In dieser Teilnahme spiegelte sich das ganze reiche Leben des Verstorbenen wider.

In der Tolder Familie von Heising, in der man mit Sparsamkeit und harter Arbeit das Überleben sicherte, wuchs Anton - 1917 geboren – mit seinen vier älteren Geschwistern Hansl, Franz, Seppl und Maria unter kargen Verhältnissen auf. Nach der Volksschule wartete auf ihn die Aufgabe als Hüterbub bei Brunner, dann die anstrengende Arbeit in der Zimmerei seines Bruders Hansl, ehe ihn der 2. Weltkrieg mit ganzer Wucht erfasste. Bereits im Dezember 1938 zur Ausbildung eingerückt, machte er den Polenfeldzug mit und konnte erst Ende August 1945 nach schrecklichem Kriegserleben in Norwegen und Finnland in seine Heimat zurückkehren. Nun arbeitete er vorerst auf dem elterlichen Hof, dann bewirtschaftete er das Schupfer Gut, das sein ältester, im 2. Weltkrieg vermisster Bruder Hansl erworben hatte.

Seine eigene Familie gründete Anton 1957, als er die Nachbarstochter Philomena Kontschieder von Huiter heiratete und mit ihr in die Fraktion Hof zu Schupfer zog. Sie schenkte ihm drei Mädchen und vier Buben, und Tone sorgte für die Seinen mit beharrlicher Arbeit, Sparsamkeit und Zufriedenheit. Weil der Landwirtschaftsbetrieb eine so große Familie allein nicht ernähren konnte, brauchte der Schupfer Tate einen Nebenerwerb, den er durch sieben Jahre in Franz Bürglers Garber Säge und später als Bauarbeiter bei der Firma Nagele in Lienz fand. Zusätzlich betreute er 1975 – 1980 das Gemeinde-Klärwerk westlich seines Hauses.

Für Dorf und Vereine setzte sich der Schupfer Tate ebenso ein. So war er seit der Gründung der Löschgruppe Hof 1962, also über 50 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und über 40 Jahre bei der Schützenkompanie. Die Musikkapelle schätzte er ebenso, wirkten doch seine Söhne mit, Jakob noch heute. In der Pfarre lebte er als überzeugter Christ mit großem Vertrauen auf die Mutter Gottes und den hl. Josef.

Mit dem Eintritt in die Pension 1980 begann für den Schupfer Tate ein 36 Jahre dauernder Lebensabschnitt, den er vorerst mit Energie und Lebensfreude für Arbeiten auf dem Hof und im Wald nützte. Allzu früh und unerwartet starb im Sommer 2000 seine geliebte Frau Philomena im 70. Lebensjahr. Dieser Abschied erfüllte ihn mit großem Schmerz, zumal er nun allein im alten Schupfer Haus wohnte, weil sein Sohn Tone mit seiner Familie in das neu erbaute Heim übersiedelt war. Aber bald bekam er wieder Gesellschaft, denn die Mutter seiner Schwiegertochter Andrea, Maria Obwurzer, erhielt zwecks notwendiger Pflege bei Schupfer eine Bleibe. So litt er als Hochbetagter, obwohl seine Sehkraft immer mehr abnahm, nie an Einsamkeit. Seine sieben Kinder, inzwischen zu tüchtigen und rechtschaffenen Menschen herangewachsen, seine 19 Enkel- und vier Urenkelkinder waren bei ihm immer willkommen. Verwandte und Bekannte halfen ihm beim Kartenspiel, seiner großen Leidenschaft, gerne erzählte er auch von seinen Kriegserlebnissen. Trotz aufopfernder Pflege, vor allem durch die beiden Schwiegertöchter Andrea und Traudl, waren manche Krankenhausaufenthalte in Lienz notwendig, der letzte überstieg seine Kräfte, sodass er am 3. Dez. friedlich hinüber ins Jenseits ging.

Beim Begräbnisgottesdienst, gestaltet vom Männerchor, trug Altdekan Msgr. Josef Tiefentaler aus Silz das Evangelium vom greisen Simeon vor, den er mit dem Verstorbenen beten ließ: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden.“ Auf dem Friedhof sprach Ortspfarrer Mag. Hansjörg Sailer die Segensgebete. Die Schützenkompanie ehrte den Toten mit der Salve am offenen Grab, in das sich beim Abschiedslied vom guten Kameraden, intoniert durch die Musikkapelle, die Fahnen der Formationen zum letzten Gruß neigten. Gleichzeitig senkten sich die letzten Strahlen der Herbstsonne hinter die Berggipfel, als wollten sie sagen, dass das lange irdische Dasein des Schupfer Tate nun zu Ende ist, aber ein neues, ungleich schöneres Leben begonnen hat. KS

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